Mit Hand und Fuss
Ein uraltes Holzhandwerk wird heute immer noch so ausgeführt, wie vor einigen Tausend Jahren: Im marokkanischen Marrakesch sind die am Boden sitzenden Drechsler mit ihren manuell betriebenen Drehbänken eine Touristenattraktion. Sie arbeiten nämlich nicht nur mit den Händen, sie setzen auch mindestens einen Fuss ein.
Die uralte Technik erfordert vom Handwerker eine aussergewöhnliche Koordinationsfähigkeit von drei Gliedmassen: Mit der rechten Hand führt er den Bogen für den Antrieb, mit der linken bewegt er das messerscharfe Drechseleisen. Als «dritte Hand» setzt er die Zehen seines rechten Fusses geschickt ein zum Stabilisieren des Werkzeuges und zum Regulieren des Schnittdruckes.
Die Drehbänke selber sind mit einfachsten Mitteln hergestellt. Sie lassen sich aber mit wenigen Handgriffen auch zu manuell betriebenen «Bohrmaschinen» umrüsten. Trotz der sehr bescheidenen Schnittgeschwindigkeit schaffen die marokkanischen Drechsler Kunsthandwerk mit beachtlicher Qualität, wie zum Beispiel aus einem Stück gearbeitete, frei drehende Ringe.
Schon Steinzeitmenschen haben zum Feuer machen das Prinzip des Fiedelbogens genutzt. Es hat jedoch beim Drechseln den Nachteil, dass durch die Bogenbewegung das Holz ständig seine Drehrichtung wechselt. Eine Zerspanung ist immer nur dann möglich, wenn sich das Stück dem Werkzeug entgegen dreht.