Qualität vor Preis
Bild: Marco Blindenbacher auf Pixabay
Mit dem revidierten Bundesgesetz über das öffentliche Beschaffungswesen (BöB) tritt am 1.1.2021 eine neue Vergabekultur in Kraft. Dies wird grosse Auswirkungen haben auf die Vergabe von Aufträgen der öffentlichen Hand. Wichtigste Änderung: Neu soll nicht mehr das «wirtschaftlich günstigste», sondern das «vorteilhafteste» Angebot den Zuschlag erhalten.
Kriterien wie Qualität, Nachhaltigkeit und Innovation werden bei öffentlichen Ausschreibungen künftig deutlich höher gewichtet als bisher. Geprüft wird zudem die Plausibilität des Angebotes sowie die Verlässlichkeit der Preise.
Neu ist auch die Prüfungspflicht von ungewöhnlich tiefen Preisangeboten. Ausgehend von der Erfahrung, dass solche Angebote zu hohen und unerwarteten Folgekosten führen können.
Nachhaltigkeit grossgeschrieben
Die neue Vergabekultur soll den nachhaltigen Einsatz von öffentlichen Mitteln garantieren. Und dies aus ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Sicht. So dürfen Vergabestellen neu auch Anforderungen an die Art und Weise der Produktion oder die Materialanlieferung stellen. Der Einsatz von umweltschonenden, kreislauffähigen Materialien sowie von energieeffizienten Lösungen sind weitere Zuschlagskriterien.
Als sozial nachhaltig kann beispielsweise die Ausbildung von Lernenden, Weiterbildung oder die Beschäftigung und Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen sowie Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen gewertet werden.
Schweizweite Harmonisierung
Was auf Bundesebene gilt, soll bald auch in den Kantonen seine Gültigkeit haben. Eine interkantonale Vereinbarung über das öffentliche Beschaffungswesen (IVöB) wurde im November 2019 verabschiedet. Sobald ihr zwei Kantone zugestimmt haben, tritt die Vereinbarung in Kraft. Erste Beitritte werden ab Ende 2020 erwartet.
Für überregional tätige Unternehmen soll sich der administrative Aufwand durch die Harmonisierung der Beschaffungsordnung von Bund und Kantonen deutlich reduzieren. Oder anders ausgedrückt: Er wird KMU-freundlicher.
Weitere Informationen unter KBOB oder Bauenschweiz (mw)