Einst belächelt, heute begehrt?
«Wenn Sie nicht zu 100% zufrieden sind, probieren Sie es doch mit 80%». Diesem bekannten Spruch müssen seit längerer Zeit viele Verantwortliche nachleben, die in Schreinereien Personal suchen. Weil sie die Leute mit den gewünschten Qualifikationen schlicht nicht finden, sind sie gezwungen einfachere Aufgaben an weniger gut ausgebildete Arbeitskräfte zu übergeben.
Von dieser Situation profitierten Schreinerpraktikerinnen und Schreinerpraktiker, wie Cornel Müller gegenüber der Sonntags-Zeitung ausführte. Seine Datenfirma x28 findet fast alle ausgeschriebenen Stellen und wertet sie aus. Die Statistiken haben gezeigt, dass in den letzten drei Jahren die Zunahme bei den offenen Jobs bei den oft genannten Ingenieurinnen, Software-Entwicklern und Technikern nicht am grössten ist. Noch mehr stieg die Nachfrage etwa bei Automatikmonteuren, Gebäudereinigerinnen und Schreinerpraktikern.
«Idealerweise bekommen so weniger qualifizierte Arbeitskräfte eine Chance, besser vergütete Arbeit zu leisten.» Cornel Müller drückt es aus Arbeitnehmersicht aus. Die Arbeitgeber müssen immer mehr damit leben, dass aus dem vielzitierten Fachkräftemangel längst ein tiefgreifender Arbeitskräftemangel geworden ist.
Auch in der Schreinerbranche ist angekommen, dass man beim Rekrutieren oft nach Potenzial suchen muss, statt nach sofort abrufbarer Leistung. Wenn Fachleute mit dem gewünschten Abschluss nicht zu finden sind, kann man zum Beispiel festlegen, was jemand in den ersten paar Monaten erlernen kann und welche Grundlagen eine Person dazu mitbringen muss. Dadurch erweitert sich die Zielgruppe. Und die Chance besteht, Mitarbeitende zu finden, die einem Unternehmen längere Zeit treu bleiben. (hw)