Durch Glaserecken fräsen
Ein Vakuumsystem saugt die alten Fensterflügel am Glas fest, der Roboter trennt es mit präzisem Schnitt heraus. Dabei schneidet das Sägeblatt knapp über dem Glas genau dort durch den Kitt, wo sich die Glaserecken befinden. Diese sehr ungewöhnliche Bearbeitung fasst die Arbeitsschritte Ausglasen und Fälzen zusammen. Trotz der unterschiedlichen Masse und dem verzogenen Holz, das bei alten Fenstern immer wieder vorkommt.
Die Quadra Ligna AG ist spezialisiert auf das Renovieren historischer Fenster. Dabei ersetzt sie die vorhandenen Gläser durch Zwei- oder Dreifach-Isolierverglasung und doppelt die Flügel auf ihrer Aussenseite mit Massivholzprofilen auf. Bis vor kurzem glaste man von Hand aus, anschliessend erfolgte eine Nachbearbeitung der Fälze mit dem Fingerfräser. Diese Arbeit nahm pro Flügel rund eine Stunde in Anspruch, jetzt dauert sie noch 10 Minuten.
Entscheidend für das Funktionieren ist bereits die digitalisierte Massaufnahme im Bau. Sie basiert auf einer eigens dafür entwickelten App. Damit lassen sich selbst nicht rechtwinklige Flügel mit einer speziellen Kamera präzise erfassen. Die Daten dienen sowohl für die Glasbestellung als auch zum Erstellen des Roboter-Fräsprogramms. Zum Bearbeiten werden die Flügel mit einem Kreuzlaser auf den Saugern positioniert.
Das Projekt entstand in Zusammenarbeit der Quadra Ligna AG aus Basel mit der Berner Fachhochschule BFH. Unterstützt wurde es von der Schweizerischen Agentur für Innovationsförderung Innosuisse. Nach zweijähriger Entwicklungsarbeit steht die neue Lösung seit vergangenem Herbst im Einsatz. (hw)