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Fach-Info

Jedes Fenster zählt

Mit Fenstern aus der Schweiz soll wieder bewohnbarer Wohnraum entstehen. (Bild: Proactive Generation) 
Zweiter Einsatz für gebrauchte aber funktionstüchtige Fenster. (©Johann Petersmann) 
Die Lieferung eines Fensters in Ukraine kostet etwa 90 CHF pro Stück. (©Johann Petersmann) 

Der Krieg in der Ukraine jährt sich. Viele Häuser wurden zerstört, das Baumaterial für den Wiederaufbau - der jetzt schon beginnt - fehlt. «Vor allem Fenster werden benötigt, weil das Glas nach einem Raketeneinschlag im Umkreis von drei Kilometern zerbirst», erklärt die Basler Architektin und Reuse-Expertin Barbara Buser. Zusammen mit ihrer Tochter, Anna Buser, und weiteren Beteiligten hat sie den Verein Re-Win gegründet und das Hilfsprojekt «Fenster für die Ukraine» ins Leben gerufen. Sie setzen sich dafür ein, dass rückgebaute Fenster bei Abbrucharbeiten in der Schweiz nicht wie sonst üblich auf der Müllhalde landen, sondern im kriegsversehrten Land wieder eingesetzt werden können. 

Bereit für den zweiten Einsatz

Rund 1000 Fenster wurden bisher eingesammelt, katalogisiert und dann mit LKWs in die Ukraine transportiert. Wo sie von einer ukrainischen NGO entgegengenommen und verteilt wurden. Die Fenstergrösse spielt dabei - der Situation geschuldet - keine grosse Rolle. Damit es passt, wird das Loch in der Wand einfach grösser oder kleiner gemacht. Eine Karte auf der Website zeigt, wo die Fenster wieder verbaut wurden.  

 

 

Die Nachfrage ist riesig. Die Hersteller in der Ukraine können keinen Nachschub liefern, da ihre Betriebe zerstört oder lahmgelegt sind. Zudem wurden vor dem Krieg rund 80 Prozent der Fenster aus Belarus und Russland importiert.  

 

Mit «Fenster für die Ukraine» entsteht wieder beheizbarer Wohnraum, der dringend benötigt wird. Dafür sind die Initianten weiterhin auf Spenden angewiesen, aktuell beispielsweise für die Finanzierung der Transporte.  

Wertvoll statt Abfall

Laut Re-Win werden in der Schweiz jede Woche Tausende von perfekt funktionierenden Fenstern entsorgt – darunter doppel- oder dreifachverglaste Fenster. Der Verein will Produzenten, Bauunternehmen oder Architektinnen und Architekten davon überzeugen, diese Bauteile als wertvolle Ressource zu sehen. Die Devise heisst wiederverwenden (reuse) – wie beispielsweise jetzt für den Wiederaufbau in der Ukraine – statt wegwerfen.

 

Ein ähnliches Projekt setzte Buser bereits vor 25 Jahren in Sarajevo BA um. Die Fenster – Aluminiumfenster mit Dreifachverglasung - kamen damals vom Nestlé-Hauptsitz in Vevey. (mw)