Holzwerkstoff in der Medizin

Nicole Sonderegger, Leitende Medizinische Praxisassistentin, und Edith Stocker (re.) mit «Woodcast». 

In der Notfallpraxis des Kantonsspitals Baden (KSB) werden Armverletzungen mit Schienen aus Holz statt aus synthetischem Gips versorgt. Nach Tests hat das Spital im Frühling 2024 das Produkt namens «Woodcast» der finnischen Firma Dassiet eingeführt. Bei der Schiene handelt es sich um ein Abfallprodukt aus dem Saunabau. Am KSB wurden bereits mehr als 600 Stück eingesetzt.

Warm verformen

«Wir haben festgestellt, dass die Schiene aus Holz nicht nur genauso gut ist, sondern in manchen Bereichen sogar besser», wird Nicole Sonderegger, Leitende Medizinische Praxisassistentin in der Notfallpraxis, in einer Medienmitteilung der KSB zitiert. Die Schienen können in einem speziellen Ofen auf rund 60 Grad erhitzt und anschliessend individuell angepasst werden.

Keine Handschuhe mehr nötig

Weil es sich um ein biologisch abbaubares und ungiftiges Material handelt, können die Mitarbeitenden des KSB beim Anlegen und Modellieren der Schienen auf Handschuhe sowie die zusätzliche Abluft verzichten. Patienten können die Holzschienen auch daheim mit einem Föhn selber erhitzen und drückende Stellen wegstreichen, erklärt Nicole Sonderegger.

Zum Röntgen nicht abnehmen

Ein Vorteil sei weiter, dass die Holzschienen röntgentransparent sind und während eines bildgebenden Verfahrens nicht abgenommen werden müssen. Wenn die Therapie abgeschlossen ist, können die Schienen verheizt oder als Bioabfall entsorgt werden. Dies im Gegensatz zum bisher üblichen synthetischen Gips, der im Restmüll landet. Die Kosten von «Woodcast» liegen auf einem ähnlichen Niveau wie beim bisherigen Gips.

Von der Medizin zum Bauprodukt

Entwickelt wurde «Woodcast» an der Universität Helsinki, mit dabei war Petro Lahtinen. Dieser hat anschliessend mit seiner Firma Woodio den Werkstoff weiterentwickelt und stellt damit holzbasierte Elemente für das Bad her wie Becken, Wannen und sogar WCs.