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Fach-Info

Gesamtarbeitsvertrag in Gefahr

Bild: VSSM 

Die Delegierten des Verbandes Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten (VSSM) hatten über zwei wichtige Themen zu befinden: Über die Erneuerung der Gesamtarbeitsverträge (GAV) sowie über ein allfälliges Vorruhestandsmodell (VRM) im Schreinergewerbe. Das Resultat der coronabedingt schriftlich durchgeführten Abstimmungen: Klare Zustimmung zum GAV, während das Vorruhestandsmodell deutlich abgelehnt wurde.

 

Damit sprach sich die Arbeitgeberseite gegen das vom VSSM mit den Gewerkschaften ausgehandelte VRM-Modell aus. VSSM-Zentralpräsident Thomas Iten führt das Nein auf die schwierigen Zeiten zurück: «Wir wollten wegen Corona die Abstimmung verschieben. Die Gewerkschaften gingen aber nicht darauf ein.» Jetzt sei das Ergebnis so deutlich negativ ausgefallen, dass ein Vorruhestandsmodell für das Schreinergewerbe vom Tisch sei.

Das Vorruhestandsmodell (VRM)

Das Frührentenmodell sah vor, dass ältere Mitarbeitende entweder fünf Jahre vor der ordentlichen Pensionierung das Pensum reduzieren könnten oder aber zwei Jahre früher in Rente gingen. Sie hätten eine Überbrückungsrente von 60% erhalten. Die Leistungen wären durch je 0,9 Lohnprozente von Arbeitnehmern und Arbeitgebern finanziert worden. 

 

Die Gewerkschaften Unia und Syna vertreten die Arbeitnehmerseite. Sie hatten im Vorfeld der Abstimmung mehrfach betont, dass sie ohne Zustimmung zum Vorruhestandsmodell den neuen Gesamtarbeitsvertrag nicht gutheissen würden: Sie stellten GAV und VRM immer als ein Gesamtpaket dar. Jetzt müssten sich die Gewerkschaften verhandlungsbereit zeigen, sonst droht der Branche ein vertragsloser Zustand, weil der aktuelle Gesamtarbeitsvertrag Ende 2020 ausläuft. 

Weitreichende Folgen

Ein vertragsloser Zustand würde sich nicht nur auf die Anstellungsbedingungen und Löhne auswirken. Er hätte auch gravierende Folgen für die Finanzierung der Schreiner-Weiterbildung sowie für viele weitere Projekte, etwa in der Arbeitssicherheit. Ausserdem müsste man damit rechnen, dass ausländische Unternehmen ohne Rücksicht auf Mindestlöhne und Arbeitsbedingungen in den Schweizer Markt drängen.

 

Eine Verhandlungsrunde mit Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern ist am 27. November 2020 geplant. (hw)