Stabile Schnapptechnik
In der Lausanner Kathedrale entstehen das Bühnenbild und die Tribünen aus Holz.
Die Bänke lassen sich werkzeuglos zusammenstecken. Sie kommen ohne Metallteile aus.
Das IBOIS-Labor der ETH Lausanne (EPFL) hat eine spezielle Holzverbindung entwickelt, die ohne Metallteile und ohne Klebstoff auskommt. Die Technik wurde auf den Namen «snap-fit joint» getauft und nutzt die Elastizität des Werkstoffes. Jede Verbindung besteht aus zwei unterschiedlichen Teilen, die ineinander greifen. Die eine Seite funktioniert wie ein Haken, der sich in seinem Gegenstück verkeilt.
Beim Zusammenstecken werden die elastischen Teile auseinander gedrückt. Sie kehren aber anschliessend wieder in den spannungsfreien Zustand zurück (siehe Video). Die «snap-fit»-Verbindungen weisen eine gute Haltekraft auf, bieten jedoch keine Scherfestigkeit. Um sie als tragende Verbindung für Bauteile zu verwenden, werden die Schnappverbindungen mit Laschen und Schlitzen kombiniert, die einen Grossteil der Kräfte aufnehmen.
Gemäss dem IBOIS-Team um Yves Weinand bietet das einfache Prinzip auch Möglichkeiten und Vorteile im Baubereich: Weil es keine weiteren Teile erfordert, die Montagezeit verkürzt und somit die Kosten senkt. Die einzelnen Teile des Systems lassen sich nach dem Vorfertigen einfach stapeln und als Flächen auf die Baustelle transportieren.
In der historischen Kathedrale von Lausanne konnten die innovative Technik nun erstmals richtig eingesetzt werden: Für Aufführungen der Oper Nabucco von Giuseppe Verdi entwickelte das IBOIS-Labor mit den Schnappverbindungen eine neue Szenografie und ein Bühnenbild aus Holz. Dazu gehören unter anderem auch die Tribünen mit den Bänken für die Zuschauer.