FachInfo

Riechen hängt vom Sehen ab

 

Holz in Innenräumen hat eine Eigengeruch. Es gibt flüchtige organische Verbindungen (VOC) ab, diese riechen und können die Luftqualität beeinträchtigen. Um gesunde Innenraumluft zu definieren, gibt es eine genormte Geruchsprüfung: Nach DIN ISO 16000-28:2021 werden Baumaterialien sensorisch getestet – also beschnuppert und bewertet. Neue Studien vom Thünen-Institut für Holzforschung stellen dieses System nun in Frage.

Bewertung durch Testpersonen

In einer standardisierten Geruchsprüfung wurden Testpersonen verschiedene Holzgerüche präsentiert – etwa Kiefer, Eiche, Kork sowie Holzwerkstoffe wie Grobspanplatten. Manche Proben wurden mit einem Materialbild gezeigt, andere ohne. Anschliessend bewerteten die Teilnehmenden den Geruch. Die Resultate sind deutlich: Zusammen mit dem passenden Materialbild stuften die Probanden den Geruch als angenehmer und vertrauter ein.

Sehen beeinflusst, wie wir riechen

Im zweiten Test präsentierte man den Testpersonen entweder den Duft von Kiefernholz oder neutrale Raumluft – kombiniert mit Bildern von Holzwänden, Holzböden oder Wänden aus Stein oder Putz. Das Ergebnis: Zeigten die Bilder Holz, wurde der Geruch als angenehmer empfunden – egal, ob tatsächlich Kiefernduft oder normale Raumluft durch die Nase strömte.

Geruch muss nicht schädlich sein

Die Studienresultate zeigen, dass die in den Normen vorgesehenen Geruchsprüfungen leicht beeinflussbar sind und wenig Nutzen bieten. Zum Bewerten der Raumluftqualität sollten in erster Linie die tatsächlichen VOC-Konzentrationen dienen. Denn: Ein Geruch muss nicht schädlich sein – auch wenn er stark oder ungewohnt wirkt. Solange die gesetzlichen VOC-Grenzwerte eingehalten werden, droht aus gesundheitlicher Sicht kein Risiko.

Holz sichtbar einbauen

Im Umkehrschluss bedeuten die Studienresultate aber auch, dass man Holz möglichst sichtbar einbauen sollte. Zum Beispiel in Form offener Deckenbalken oder Wandverkleidungen. Das kann die subjektive Raumwahrnehmung verbessern und das Wohlbefinden steigern – vor allem dann, wenn die Nutzer Holz positiv bewerten.