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Fach-Info

In der Höhle der Bücher

Zwei gewundene Gänge führen von den Eingängen ins Innere der Buchhandlung. 
Aufbordungen aus Acrylglas verhindern, dass Bücher von den «überhängenden» Tablaren stürzen. 
Ein spiegelnder schwarzer Glasboden beeinflusst die Wahrnehmung der Besucher massiv. 
Eine Spiegeldecke verdoppelt optisch das Volumen des Veranstaltungsraumes. 
Wer erkennt, wo die Realität aufhört und das Spiegelbild beginnt? 

Höhlenartige Gänge und sich scheinbar ins unendliche auftürmende Regale bieten den Kunden ein Einkaufserlebnis, wie es der Online-Handel nicht kann. In dieser ungewöhnlichen Buchhandlung erzeugt ein schwarzer Glasboden Spiegelungen, die Besuchern den Eindruck vermitteln, rundherum von Bücherregalen umgeben zu sein. Die Räume laden explizit zum Wandeln und Verweilen ein.

 

Zwei gewundene Gänge führen von den Eingängen ins Innere der Buchhandlung. Schwarze Gestelle sind wie die Spanten eines Schiffes in die gewölbte Wand eingepasst. Durch diesen höhlenartigen Raum gelangen Kunden in den Boutique-Lesebereich, wo ein grosses Raster aus Regalen den Raum in viele einzelne, quadratische Themenbereiche unterteilt. 

 

Eine besondere Illusion erzeugt ein weiterer weisser Lesesaal. Hier sind die Regale an der Wand entlang aufgereiht. Sie werden vom Boden nach oben hin immer schmaler. Der Spiegel an der Decke erweckt durch die Reflexion den Anschein von sich treffenden Stalaktiten und Stalagmiten. So entsteht der Eindruck einer Tropfsteinhöhle.

 

Im Zentrum der 3400 m² grossen Verkaufsfläche liegt der terrassierte Veranstaltungsraum. Hier können Lesungen stattfinden, während Zuhörer auf den rundherum emporsteigenden Stufen Platz nehmen. Holzoberflächen sorgen für eine warme, intime Atmosphäre. Durch die spiegelnde Decke entsteht die Illusion eines komplett mit Holz verkleideten, höhlenartigen Raumes.

 

Die Architektin Li Xiang vom Büro X+Living entwarf dieses Raumerlebnis, das allein schon einen Besuch wert ist für den chinesischen Buchhändler Zhongshuge. Der Buchhandel in China boomt. Trotzdem bleibt es für Händler schwer, ihre Kunden in ein Ladengeschäft zu locken – zu einfach und bequem ist der Online-Einkauf. (hw)