Holz bewegt – auch ohne Motor
Sonnenschein öffnet die Klappen und lässt viel Licht eindringen. (Bild Universität Stuttgart)
Modell, wie sich Klappen bei welcher Luftfeuchtigkeit verhalten. (Bild Universität Stuttgart)
Die meisten Holzfachleute erachten das Schwinden und Quellen ihres Werkstoffes als Nachteil. Dass man diese Eigenschaft auch positiv nutzen kann, beweist der deutsche Architekt Achim Menges. Er entwickelte mit seinem Team von der ICD Universität Stuttgart eine Fassade, die sich den jeweiligen Wetterverhältnissen anpasst. Dabei setzte er nicht auf Sensoren, Regler und motorischen Antrieb, sondern auf die natürlichen Holzeigenschaften.
Das Projekt basiert auf der Beobachtung von Fichtenzapfen: Bei Feuchtigkeit liegen deren Schuppen eng an, bei Trockenheit öffnen sie sich. An der innovativen Fassade setzt man diese Funktion mit dünnen, ursprünglich gerade verleimten Sperrholzklappen um. Sie werfen sich, wenn ihr Feuchtegehalt ändert. Die Verformung lässt sich im Voraus berechnen.
Vergleichbar mit Blumen, reagieren diese Fenster nun auf Änderungen der relativen Luftfeuchtigkeit im Bereich von 30 bis zu 90%. Das entspricht in unserem gemässigten Klima den Werten zwischen hellem Sonnenschein und Regenwetter. Scheint die Sonne, sind die selbstregulierenden Elemente weit geöffnet. Zieht jedoch Regen auf, schliessen sie sich selber.
Das «HygroSkin» genannte Fassadensystem wurde an einem ganz aus Holz bestehenden Pavillon getestet. Die «wetterfühlige Haut» bildet gleichzeitig das Tragwerk des Pavillons. Mit Hilfe von Robotern wurden 28 geometrisch verschiedene Elemente gefertigt mit insgesamt 1100 feuchtigkeitsempfindlichen Klappen.