Ein verrückter Plan
Das Projekt ist sehr aussergewöhnlich. Einerseits sieht es den weltweit grössten Holzbau vor mit einem klimaneutralen Konzept, andererseits ist da der bekannte Auftraggeber mit zweifelhaftem Ruf: der russische Mineralöl-Konzern Gazprom Neft gehört zu den drei grössten Produzenten globaler Kohlenstoffemissionen. Für dieses Unternehmen soll ein neues Hauptquartier gebaut werden.
Doch die Wettbewerbsjury für den neuen Hauptsitz in St. Petersburg entschied dagegen. Der vom niederländischen Büro MVRDV vorgeschlagene klimaneutrale Komplex wird nicht realisiert. Der Entwurf wurde am Schluss auf Platz zwei verwiesen. Platz eins ging ans Konzept des japanischen StudiosNikken Sekkei, das nun das Grossprojekt ausführen soll.
Dass MVRDV an dem Wettbewerb teilnahm, sorgte für Kritik, vor allem weil es «grüne» Ideen vertritt. Der Entscheid mitzumachen fiel nach längeren internen Diskussionen. Bewusst gesetztes Ziel des «Timber Office» genannten Entwurfs war es, die Schadstoffbelastung St. Petersburgs zu senken. Die Architekten entwickelten also ein Gebäude, das Kohlenstoff bindet und keine Energie aus fossilen Brennstoffen verbraucht.
Die Strategie für die riesige Anlage war darauf ausgerichtet, moderne Arbeitsplätze und einen attraktiven Treffpunkt zu schaffen. Zugleich sollte «Timber Office» jedoch das Ökosystem der Newa neu beleben und ein Exempel für nachhaltige Architektur schaffen. Als Besucherattraktionen des weltgrössten Holzbaus waren ein Museum, ein Gesundheits-, ein Logistik- und ein Konferenzzentrum vorgesehen. (hw)