Kein Trick, kein Fake
Die Eichenfronten wirken, als hätte man sie 180 Grad um ihre horizontale Achse gedreht. Sie sehen aus wie Propeller oder grosse Fliegen zum Herrenanzug, dienen aber gleichzeitig als Griffleisten zum Öffnen der Schubladen. Doch wie lässt sich das aus Massivholz herstellen? Um es gleich vorneweg zu nehmen: Die Fertigung ist sehr aufwändig, erfordert viel Handarbeit und es entsteht eine Menge Verschnitt. Produziert werden die Fronten nämlich aus einem Stück.
Mit insgesamt drei Schnitten auf der Bandsäge lässt sich ein grosser Teil des nicht benötigten Materials abtrennen. Das bedeutet aber gleichzeitig, dass sämtliche Sichtflächen Bandsägespuren aufweisen und entsprechend nachbearbeitet werden müssen. An den geraden Teilen links und rechts ist das mit herkömmlichen Techniken möglich.
Schwieriger wird das Ausformen der eigentlichen Verdrehung. In der Werkstatt von Dean Watson erfolgt dieser anspruchsvolle Arbeitsschritt mit reiner Handarbeit. Bei Möbeln mit mehreren übereinander liegenden Schublanden kommt die Herausforderung dazu, dass alle Formen möglichst identisch ausfallen sollten. Das einwandfreie Schleifen der Fronten ist eine enorme Fleissarbeit.
Entworfen und ausgeführt werden die Möbel vom englischen Schreiner und Designer Dean Watson. Er gibt an, dass jede einzelne der verdrehten Fronten über 20 Stunden Handarbeit erfordert. (hw)